Der Bodenlose See

  -Klangbild- -

nach "Der grüne See" aus KLAPLU. An diesem See verbrachte der Komponist mit einem Freund einen gemütlichen Vormittag mit Baden und Musik machen (statt Schule). Das Ungeheuer blieb an diesem Tage aber aus.


Bodenloser See am Auerberg

Verträumt und tannenumgrünt liegt an der Südseite des Auerberges der "Bodenloser See". In schauriger Tiefe bewacht ein Ungeheuer einen unermeßlichen Schatz. Die Venedigermännlein, die durch ihre Erdspiegel um alle Schätze wußten, konnten ihn vorzeitig nicht heben; sie kamen in Streit und balgten sich am Seeufer aus Habsucht, Neid und hilflosem Zorn. Seitdem haben es immer wieder Menschenkinder versucht, den See  zu ergründen. Doch das unendliche läßt sich nicht mit endlichen Maßen bezwingen.

Das mussten auch zwei Jäger aus Sulzschneid erfahren. Sie hatten eigens im Unterland ein riesiges Seil winden lassen. Daran ließen sie von einem Kahn in der Mitte des Sees eine vierzigpfündige  Bleikugel als Lot in die Tiefe. Je tiefer das Lot sank, desto schneller sauste die Winde, auf die das Seil gewickelt war. Aber das Lot faßte nicht Grund. Das Seil war aus. Mit einem jähen Ruck schlug der Kahn um und verschwand in einem unheimlich gurgelndem Strudel des sich hoch aufbäumendem Sees. Die beiden Burschen waren ins Wasser gefallen und nur mit Müh und Not erreichten sie das Ufer. Sie wußten: das Ungeheuer im Bodenlosem See hatte nach ihnen gefaßt.

Beim Wirt in Roßhaupten schwemmten sie hinterher ihren Schrecken hinunter und tranken sich so viel Mut an, daß sie behaupteten, sie hätten die Tiefe des Sees gemessen. Sie logen, daß sich die Balken bogen. Da wollten die Bauern die beiden Helden mit Gewalt zwingen, das Abenteuer in ihrem Beisein zu wiederholen. Aber so weit reichte der Mut doch nicht; die Jäger nahmen heimlich Reißaus.

Noch lange später wurden die Sulzschneider im Auerberger Gebiet gefoppt: "Sulzschneiderle, da, miß unsern Seea!", wobei man ihnen einen kurzen Bändel hinhielt zur Erinnerung an das zu kurze Lot.

Allgäuer Sagen, hrsg. Hermann Endrös und Alfred Weitnauer - mit freundlicher Genehmigung des Franz-Brack-Verlag, Altusried

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